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Frau. Leben. Freiheit.

Der inzwischen weltweit bekannt gewordene und paraphrasierte Dreiklang, ursprünglich aus Kurdistan stammend, bildet seit dem Tod von Mahsa Amini das Motto der Proteste auf den Straßen des Iran. Dies ist insofern bemerkenswert, als damit nicht nur die patriarchalischen Strukturen der Islamischen Republik angeklagt werden, sondern die Frauenverachtung als solche. Die Proteste im Iran sind keine partikulare Bewegung innerhalb der Bevölkerung, sei es eine der Frauen, der Kurd:innen oder der Student:innen; sie hat die gesamte Gesellschaft erfasst.

Kein Aufstand, sondern bereits eine Revolution

Auch deshalb sprach unser Gast, Hamid Nowzari vom Verein iranischer Flüchtlinge in Berlin e.V., nicht mehr von einem Aufstand, sondern bereits von einer Revolution. Herr Nowzari betonte im Verlauf des Abends immer wieder, wie angstbesetzt in der religiösen Elite das Thema Frauenrechte sein müsse. Denn kaum ein Teil der Gesellschaft wurde seit den ersten Jahren der islamischen Revolution so massiv unterdrückt und so rücksichtslos um die gesellschaftliche Teilhabe gebracht wie die Frauen und Mädchen. Dass die Islamische Republik nun ausgelöst durch den Mord an einer jungen Kurdin zu implodieren scheint, nimmt Hamid Nowzari auch kaum für einen Zufall.
Noch mag es Profiteure des Status quo geben; er nennt neben der religiösen Elite und ihren bewaffneten Handlangern die öffentliche Verwaltung und die Beschäftigten der Ölförderung. Dass sie den Prozess des Zerfalls aufhalten können, glaubt er nicht.

Was kann Deutschland tun?

Auf die Frage, was die deutsche Politik tun könne, bleibt Hamid Nowzari sehr zurückhaltend. Die im Westen in diesem Zusammenhang diskutierte Kernwaffenentwicklung und die Wirtschaftssanktionen haben für die Protestierenden keine Bedeutung. Er sehe die schwierige Lage, in der Deutschland sich als größter iranischer Handelspartner innerhalb der EU befinde; das System kollabiere vor unseren Augen aus dem Inneren heraus, es würden bereits Befehlsverweigerungen innerhalb der regulären Sicherheitsorgane gemeldet. Sanktionen mögen Profiteure des Regimes treffen, die Träger:innen der Revolution werden sich von keiner Entscheidung aus dem Ausland noch an ihrer Selbstbefreiung hindern lassen.

Deutschland solle weiter seiner Verantwortung gerecht werden und Flüchtlinge aus dem Iran und Afghanistan aufnehmen. Darüber hinaus sollte es bereits hier lebende Exiliraner:innen vor dem Geheimdienst der Islamischen Republik schützen. Die Blaue Moschee des Islamischen Zentrums Hamburg (IZH) sei nichs anderes als ein Außenposten des iranischen Regimes, um in Deutschland lebende Iraner:innen auszuspionieren und zu bedrohen. Dies müsse der deutsche Rechtsstaat verhindern.

Es gibt kein Zurück mehr

Die Zuhörer:innen erlebten einen enorm informativen Abend, der nicht nur viele neue Einsichten in die Geschichte und das Innere der iranischen Gesellschaft brachte, sondern auch Hoffnung auf einen Iran machte, in dem Frauen und Mädchen dieselben Rechte genießen wie ihre Väter, Männer und Brüder.

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